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Sicherer Surfen im Tunnel
Unzählige Artikel haben wir schon darüber geschrieben, dass unsere Privatsphäre beim Gang ins Internet vielen Bedrohungen ausgesetzt ist, z.B. unter dem Punkt Privatsphäre schützen - was kann ich tun. Alle Appelle doch verschlüsselte Verbindungen oder den Tor Browser zu nutzen werden nur von Wenigen beachtet. So hat sich der Anteil der Nutzer verschlüsselter E-Mails nach den Snowden* Enthüllungen 2013 zwar von 3 auf 6% erhöht, ist seitdem aber nur wenig weiter gestiegen.
Die Nutzung des Tor Browsers wird in den Medien mit dem "bösen Darknet" in Verbindung gebracht, dabei funktioniert er einfach, wie jeder andere Browser, nur sicherer, denn er anonymisiert die eigene IP Adresse, auf die viele Datenkraken scharf sind.
Eine andere Möglichkeit zur Verbesserung der Sicherheit ist die Nutzung eines Virtual Private Networks (VPN). Dabei wird der gesamte Internetverkehr sicher verschlüsselt über die Server eines Anbieters geführt. Damit tritt man im Internet nur mit einer IP Adresse dieses Anbieters auf und bleibt soweit anonym. Zusätzlich kann auf dessen Servern der Verkehr auf Angriffe und Malware aus dem Netz gescannt werden.
Dass VPNs schützen, beweist deren Nutzung in Unternehmensnetzen und das Unbehagen autoritärer Staaten dagegen, in Pakistan, Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emirate ist die Nutzung von VPNs gleich komplett verboten.
Die Nutzung von VPNs erfordert also das Vertrauen in den Anbieter solcher Dienste. Kostenlose VPN Anbieter sind deshalb genau zu betrachten, ihre Angebote sind oft mit zusätzlicher Werbung verbunden.
In zwei Tagen startet das Crowdfunding für das Freiburger Start-Up Gardion, die ab September einen VPN-Dienst anbieten werden. Die beiden Gründer des Unternehmens schreiben zu ihrer Motivation:
Apps spionieren uns aus
61% der getesteten Apps im Google Play Store sendeten Informationen über Sie an Facebook bevor Sie überhaupt gefragt wurden. Dafür ist es unerheblich ob Sie einen Facebook Konto haben oder nicht. Das dokumentierte Privacy International in einer viel beachteten Studie.
„Big brother is watching you“ – dieses Zitat aus George Orwells „1984“ ist längst zu einem geflügelten Wort geworden. Heute heißt es „Google, Amazon and Co. are watching you". Großkonzerne wie Amazon, Facebook oder Google sammeln Verbindungsdaten, Internetbewegungen, sogar Einkaufslisten. Das tun sie nicht mal heimlich. Sie geben es offen zu. Es ist Teil ihres Geschäftsmodells! Sie nehmen Kundendaten, analysieren diese und verdienen mit dem gesammelten Wissen Geld. So werden die Großen immer größer, immer mächtiger und immer gefährlicher.
Wenn Sie spiegel.de besuchen wird ihr Browser veranlasst Informationen an 36 unterschiedliche Domains zu senden. Nur sieben davon sind für die Nutzung der Seite nötig, die restlichen 29 dienen im Wesentlichen Ihrer Überwachung. Eine ausführliche Erklärung dazu finden Sie im Gardion Blog.
Zur Verdeutlichung: Mit Filterung laden Sie für die Spiegel Online Startseite 5,14MB, ohne Filterung 26,66 MB an Daten herunter.
Ihr mobiler Datenverbrauch schrumpft so auf ein Fünftel!
Gerade die fehlende Nachhaltigkeit im Internetverkehr hat uns schon mehrfach auf die Palme gebracht. Das Internet verbraucht immense Energiemengen völlig sinnfrei oder zumindest entgegen den Interessen der Menschen. So erhalten wir täglich völlig unverlangt an die 100 Spam-Mails und in unseren Server-Logs sehen wir im Sekundentakt die (glücklicherweise bisher erfolglosen) illegalen Einlogversuche.
Nebenbei, zum Thema Nachhaltigkeit versichert Gardion: "Unser Rechenzentrum wird zu 100% mit TÜV-zertifizierter Wasserkraft betrieben."
Ein VPN wie Gardion reduziert das Ausspionieren durch die Apps deutlich. Durch den Ersatz der eigenen IP Adresse durch eine von Gardion wird den Trackern die Erstellung von Profilen für ihre Online-Werbung erschwert. Deshalb nennt die Zeitschrift c‘t in ihrer Ausgabe 14/2019 VPNs auch Verbindungsverhüterli.
Die beiden Macher von Gardion versichern, sich das Vertrauen ihrer Nutzer zu verdienen durch Transparenz und Nutzung nur von quelloffener Software (Open Source). Wenn ihr Crowdfunding Projekt erfolgreich ist, wollen sie ihren Dienst im Herbst anbieten - dazu benötigen sie 15.000€. Wenn mehr Geld zusammenkommt, wollen sie bis zum Jahresende den Gardion VPN um verbesserte Filtermöglichkeiten oder das neue Protokoll WireGuard erweitern.
WireGuard ist ein neues und wesentlich schnelleres VPN Protokoll als OpenVPN. Wikipedia bestätigt, dass als Besonderheit diese VPN-Technologie unter Linux direkt in den Kernel ab Version 5.6 integriert ist und so eine höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit als vergleichbare Lösungen wie IPsec oder OpenVPN erlaubt.
Wir wünschen den Machern auf jeden Fall viel Erfolg, denn wir brauchen viele kleine Bastionen zur Verteidigung der Privatsphäre unter Verwendung von überprüfbaren Open Source Lösungen im Kampf gegen die Internetgiganten wie Facebook, Amazon, Apple, Microsoft, ...
... und wir brauchen viele Menschen, denen die Privatsphäre auch wichtig ist.
* Edward Snowden ist Ehrenmitglied von Aktion Freiheit statt Angst.
Mehr dazu bei https://www.startnext.com/gardion
und unsere Artikel zum Thema VPN https://www.aktion-freiheitstattangst.org/cgi-bin/searchartl.pl?suche=VPN&sel=meta
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Created: 2020-06-21 09:58:25
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