Film: Je veux du soleil/Auch ich will Sonne
Beginn: So, 05. Jan 19:30 CET 2020Ende: Mo, 06. Jan 21:00 CET 2020
Ort: Berlin-Kreuzberg, Regenbogenkino, Lausitzer Straße 24, 10999 Berlin
Geodaten: (N52.4953),(E13.4267)
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Kontakt: https://www.attac-berlin.de
Tags: Klima, Freihandel, TTIP, Mercosur, EU, USA, Mexico,
„Gelbwesten“ eine neue soziale Bewegung
Ein Film von Gilles Perret und François Ruffin (2019)
05.01.2020 - 19:30 bis 06.01.2020 - 19:30 Regenbogenkino
Das RegenbogenKino zeigt in Zusammenarbeit mit attac Berlin am 5. und 6. Januar 2020, jeweils um 19:30 Uhr den Film "Je veux du soleil/Auch ich will Sonne".
Guillaume Paoli, Autor des gerade erschienen Buches "Soziale Gelbsucht" (Matthes & Seitz Berlin2019) ist bei der Veranstaltung am 06.01. dabei. Eintritt: 4- € / 3,- € (Studierende) / 2,- € (Hartz IV-BezieherInnen u.ä.)
(Den Einladungstext haben wir mit freundlicher Genehmigung der Website schluss-mit-austeritaet.de entnommen. Vielen Dank und solidarische Grüße aus Berlin)
Ein Film wie Musik in den Ohren: „J’veux du soleil – Ich will Sonne“, Ende 2018/Anfang 2019 gedreht, zeichnet mit einer Reihe von Interviews und Schilderungen ein plastisches Bild unserer Zeit. Auf den Straßen Frankreichs formiert sich mit den „Gelbwesten“eine neue soziale Bewegung, die die Grundfesten der etablierten neoliberalen Politik bis ins Mark erschüttert. Es ist das „Frankreich der kleinen Leute“, derjenigen, die nur ihre Arbeitskraft besitzen, die nicht mehr mitmachen wollen und sich aufzulehnen beginnen: Erwerbslose, Lohnabhängige, prekär Beschäftigte, Saisonarbeiter, Kleinunternehmer oder Handwerker mit geringen Einkommen. Auch viele Rentner und Rentnerinnen haben eine gelbe Weste angezogen. Seit 2014 erlitten sie wiederholt Kürzungen ihrer Bezüge – die meisten müssen mit unter 1.000 Euro monatlich auskommen – oder erlebten, wie es ihren Kindern und Enkelkindern immer schlechter geht.
Es ist jedoch keine Opfermentalität, die sie antreibt, sondern Wut, Verzweiflung und Abscheu gegenüber der systematischen Täuschung und Demütigung durch eine sozial völlig ignorante Politik, aber auch neu entdecktes Selbstbewusstsein und wachsender Spott gegenüber Regierung, Superreichen und den ihnen ergebenen Medien. „Nachdem er uns beleidigt und uns wie Dreck behandelt hat, präsentiert Macron uns nun als eine faschistoide und fremdenfeindliche Menge mit Hassgefühlen. Aber wir sind genau das Gegenteil: wir sind weder rassistisch, sexistisch noch homophob. Wir sind stolz darauf, trotz und mit all unseren Unterschieden untereinander zusammengekommen zu sein, um eine Gesellschaft der Solidarität aufzubauen.“ (Commercy-Aufruf der „Gelbwesten“ im Januar 2019)
Der Anlass der Proteste war eine geplante Erhöhung der Kraftstoffsteuer. Bald aber schälten sich weiterreichende soziale Forderungen der „Gilets Jaunes“ in vier wesentlichen Feldern heraus, die auch in den Beschlüssen der bisher 3 „Versammlungen der Versammlungen“ wiederzufinden sind:
soziale und Steuergerechtigkeit
Ausbau der öffentlichen Dienste
Antworten auf die Umwelt- und Klimakatastrophe
eine substantielle Veränderung des politischen Systems.
Hinzu kommt die Zurückweisung der massiven polizeilichen und juristischen Repression.
Solche Forderungen sind in Frankreich nicht neu – gegen neoliberale Reformprogramme gab es in den letzten Jahren immer wieder starke Widerstände. Die Gelbwesten jedoch stellen eine neue Qualität sozialer Bewegung dar. Sie entstanden überraschend für alle anderen politischen Kräfte und unterscheiden sich teilweise in ihren Aktionsformen und internen Strukturen von klassischen Protestbewegungen. Sie enttabuisieren die sozialen, politischen und kulturellen Entwürdigungen und brechen damit bewusst auch mit dem neoliberalen Kern-Dogma der „Schuld des Einzelnen“. So erwächst persönlich und kollektiv aus resignativem Unmut eine tiefgreifende Umwälzung der Alltagskultur: die organisierte politische Gegenwehr wird zum dauerhaft perspektivbildenden, erfreulichen Lebensinhalt.
Auf diese Weise entsteht eine unaufhaltsame Bewegung, mit deren Zielen die Mehrheit der Bevölkerung trotz aller Bekämpfung in zunehmendem Maße sympathisiert.
Das Leben wird heller, aussichtsreicher und beschwingt. Ein lehrreiches Beispiel.
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