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10.11.2020 EU will Generalschlüssel für Online-Kommunikation
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Abschaffung des mündigen Bürgers

"Vati hat noch einen Schlüssel" - Zukünftig will Vater Staat für unser aller Sicherheit sorgen. Der Staat, in diesem Fall die EU, will ganz kurzfristig durchsetzten, dass auch eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung "unterwegs" - also auf den Servern der Geheimdienste und Polizeien durch einen "Man-in-the-Middle"-Angriff mitgelesen werden kann. Dazu sollen (zunächst einmal) die Anbieter von Messenger Diensten einen Generalschlüssel bei den Sicherheitsbehörden hinterlegen.

Anlass für den Schnellschuss sind die Attentate von Dresden, Nizza und Wien. Man nimmt scheinbar an, dass die jeweiligen Einzeltäter vor ihrer Tat mit sich selbst verschlüsselt über ihre Absichten gechattet ... oder sich vor anderen damit gebrüstet hätten, ohne dass diese mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit gegangen wären. Vergessen wir nicht, dass in mindestens 2 Fällen die Täter, wie auch im Falle des Berliner Weihnachtsmarkt-Attentats, unter ständiger Beobachtung von Polizei und Geheimdiensten standen.

Der Generalschlüssel wird also jetzt völlig unnötigerweise aus der Tasche gezogen. Es geht darum allen Menschen die einzig verbliebene Möglichkeit unbeobachteter Kommunikation zu nehmen. Für die (wenigen) Gefährder würde der Staatstrojaner weiterhin völlig ausreichen - es macht nur Mühe diesen auf den einzelnen Endgeräte der Betroffenen zu platzieren. Da ist es doch viel einfacher bei beliebigem Bedarf mal schnell den Generalschlüssel anzufordern. Nur damit kein Missverständnis aufkommt: Wir sind natürlich auch weiterhin gegen den Staatstrojaner - Polizeiarbeit geht auch anders.

Die geplante Deklaration des EU-Ministerrats heißt im Entwurf offiziell "Sicherheit durch Verschlüsselung und Sicherheit trotz Verschlüsselung" - dieser Slogan passt so gar nicht in die Begriffswelt des jahrzehntelangen Crypto-Wars. Das Wettrennen um bessere Verschlüsselung und die Versuche diese zu brechen erlauben keine "halbe Verschlüsselung".

Das einzige, was mit dem Vorhaben gefördert wird, ist ein lukrativer Handel mit Generalschlüsseln durch große und kleine Kriminelle, in deren Folge, die Nutzer jedes Mal auch ihre Schlüssel erneuern müssten. Jedes Vertrauen in sichere Kommunikation wird durch das Zerstören von sicherer Ende-zu-Ende Verschlüsselung erschüttert, sei es Online Handel, Buchungssysteme, Online-Banking, ...

Am 25. November soll der jetzige Entwurf zur Vorlage im Rat der ständigen Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten (COREPER) kommen - wenn wir dem Wahnsinn nicht Einhalt gebieten.

Mehr dazu bei https://www.heise.de/hintergrund/EU-Regierungen-planen-Verbot-sicherer-Verschluesselung-4951415.html


Kommentar: RE: 20201110 EU will Generalschlüssel für Online-Kommunikation

Ja, der ganze geschäftsverkehr wird damit egfährdet. Wieso sind Politiker, die sonst alles für die Wirtschaft tun, so blöd, dass sie denken, alle würden nur zum Spass im Internet sein und da kommt es nicht so auf Sicherheit und Vertraulichkeit an?

Johanna, 11.11.20 07:31


RE: 20201110 EU will Generalschlüssel für Online-Kommunikation

Die Grünen wiegeln ab und nehmen an, dass es nicht dazu kommen wird:
"Auch das EP hat bereits 2017 in erster Lesung zur Reform der ePrivacy eine klare ablehnende Position beschlossen: Verbot von staatlich mandatierten Hintertüren der Verschlüsselung.
https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/A-8-2017-0324_EN.html
Der Rat hat hier “nur” eine Resolution beschlossen, das heißt sie ist in keinster Weise rechtsverbindlich (sondern mehr ein „wir wollten immer schonmal gesagt haben“). Das ist ein Instrument, das das EP zB oft benutzt, um der Kommission so mitzuteilen, zu was wir Regulierungsbedarf sehen. Zunächst müsste also nun die KOM einen Gesetzesentwurf verabschieden und der dann auch durch das EP durchgehen. Das sehe ich nicht; es besteht also abgesehen davon, dass hier gefährliche Gedanken verbreitet werden keine konkrete Gefahr. ..." (BAG DigiMe)
Na warten wir mal ab, was die Kurz-Macron Front weiter macht ...

Uwe, 11.11.20 08:27


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Created: 2020-11-10 09:47:10
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