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Sorry, most articles are not available in English yetERFAHRUNGSBERICHT zur AFRICOM-Blockade von Lebenslaute am 29.08.2016 von Elsa Rassbach
Am 29. August habe ich zusammen mit etwa 80 Musikerinnen von Lebenslaute an der sehr effektiven und auch wunderschönen Konzert-Blockade von AFRICOM, dem US-Afrika Kommando in den Kelley Barracks in Stuttgart-Möhringen, teilgenommen. AFRICOM ist für alle US- militärische und -geheimdienstliche Einsätze in Afrika zuständig. Die US-Drohnen-Basen in Afrika werden auch für die US-Drohnen-Tötungen in Jemen eingesetzt.
Ich kannte schon einige Lebenslaute-Aktivistinnen, weil CODEPINK und Lebenslaute haben den 2014 Aachener Friedenspreis zusammen erhalten. Gestern haben wir erfolgreich alle vier Tore zu AFRICOM für gut vier Stunden blockiert. Der Verkehrsstau erstreckte sich über mehr als 12 km bis zum Hauptquartier von Mercedes-Benz in Stuttgart.
Wir haben um 6 Uhr mit der Blockade von AFRICOM begonnen und offensichtlich die Behörden dabei ganz überrascht. (Das Lebenslaute-Konzert war für 10:00 Uhr am Haupttor angemeldet und angekündigt.)
Etwa zwanzig deutsche Polizisten sind um etwa 7:00 Uhr beim zweiten Tor zu AFRICOM, wo ich war, erschienen. Für etwa zwei Stunden haben die deutschen Polizisten nur beobachtet. Die US-Militärpolizisten haben gemeckert, dass die Schulbusse nicht aus der Kaserne rausfahren konnten. Ich habe gehört, dass ein US-Offizier sogar dem zuständigen deutschen Polizisten angedroht haben soll, dass wenn die deutsche Polizistinnen die Blockade nicht bald räumen würden, die US-Militärpolizistinnen dies handgreiflich tun würden. Ich hatte den Eindruck, dass die deutsche Polizei gewissermaßen unsere Blockade stillschweigend unterstützt hat (jedoch vielleicht haben Beratungen in der Zeit stattgefunden).
An dem Tor sassen die Lebenslaute-Musiker auf Hockern, die sie mitgebracht hatten und spielten klassische Instrumente wie Cello, Geige und Flöte. Einige haben getanzt. Die Sängerinnen sangen Lieder aus der deutscher klassischen Musik und auch Lieder vom Broadway wie “Amerika, Amerika” und auch aus Lateinamerika, aus dem Mittelalter und aus der Moderne.
Ich habe ein bisschen mitgesungen und bin dann an dem Autostau entlang gegangen, habe deutsch-englische Flugblätter an die Menschen in den Autos verteilt, und bin mehrfach mit dem vorwiegend US-amerikanischen zivilen und militärischen Personal ins Gespräch gekommen. Einige waren ziemlich negativ gestimmt: ihre Autofenster blieben zu, oder sie kritisierten die Aktion “Ihr spielt nicht nach den Regeln” usw. Andere waren sehr freundlich und begrüßten, dass wir noch Meinungsfreiheit haben und Demokratie üben können. Ich sagte einem US-amerikanischen Mitarbeiter, der mit seinem Fahrrad nahe zum Tor der Kelley Barracks lange gewartet hatte um zu seiner Arbeit auf der Basis zu gehen: “Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten” Er blickte auf die Musiker am Tor und sagte ganz ruhig: “Keine Ursache. Sie machen die Arbeit Gottes"
Erst kurz nach 9:00 Uhr kam die dreimalige Durchsage vom Lautsprecher des Polizeiwagens, dass wir uns entfernen sollten. Wir haben den Befehl verweigert und setzten uns auf den Boden. Die Polizistinnen haben jeden Einzelnen von uns (etwa 35 Aktivistinnen) wegtragen oder wegbegleiten müssen. Beim weggeschleppt werden haben die Lebenslaute-Aktivistinnen weiterhin ihre Instrumente gespielt oder gesungen, z.B. das Lebenslaute-Lied, “Wir singen und spielen wo immer wir wollen.”
Personalien wurden einzeln festgestellt, wir wurden fotografiert, und die Polizisten haben uns einzeln die Platzverweise erteilt, dass wir uns bis 13:00 Uhr an keinem der Tore der Kelley Barracks aufhalten dürften. Trotzdem waren wir alle beim Lebenslaute Konzert am Haupteingang dabei. Ob wir die Platzverweise dabei verletzt haben wissen wir noch nicht, weil der Konzert um 10:00 Uhr genehmigt war. Etwa 300 Zuschauer aus der Region waren dort, um das schöne Friedenskonzert zu erleben.
Medienberichte über die AFRICOM-Blockade:
Größere bundesweite deutsche Medien haben ein wenig über die Blockade berichtet
http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-15707.html
http://www.rtf1.de/news.php?id=14276
http://www.deutschlandradiokultur.de/lebenslaute-demonstration-in-stuttgart-klassische-musik.2165.de.html?dram:article_id=364406
Regionale Medien brachten mehr:
- Stuttgarter Zeitung, mit Video-Interviews (auch mit mir) und Radio:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.protest-gegen-africom-mit-der-stimme-gegen-drohnen.53f3f8db-85c0-4c39-b38e-f871aa74adf1.html
- SWR (ARD) mit Video- und Radio-Beiträge, die man runterladen kann:
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/aktion-in-stuttgart-moehringen-mit-musik-gegen-us-drohneneinsaetze/-/id=1622/did=18043200/nid=1622/mx6cx6/
http://www.ardmediathek.de/radio/Studio-9-Deutschlandradio-Kultur/Lebenslaute-Demonstration-in-Stuttgart/Deutschlandradio-Kultur/Audio-Podcast?bcastId=22051212&documentId=37410908
- SWR Video-Interview mit Jürgen Grässlin zu AFRICOM zum
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/dohneneinsaetze-aus-stuttgart-friedensaktivist-fordert-africom-schliessung/-/id=1622/did=18048012/nid=1622/17b2rzf/
- siehe auch von SWR:
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/stuttgart/stuttgart-blockade-vor-africom/-/id=1592/did=18043104/nid=1592/vt6247/index.html
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/stuttgart/stuttgart-polizei-loest-blockade-vor-us-kommandozentrale-africom-auf/-/id=1592/did=18045380/nid=1592/137nwwa/index.html
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/interview-zur-aktion-vor-us-kommandozentrale-in-stuttgart-gegen-diese-drohnenmorde-vorgehen/-/id=1622/did=18044298/nid=1622/jtrqgz/
- noch ein Radio-Beitrag:
https://rdl.de/beitrag/musik-gegen-das-t-ten
- Beobachter News, ein ausgezeichneter regionaler Aktivisten-Blog mit vielen Fotos
http://www.beobachternews.de/2016/08/29/africom-ueber-stunden-blockiert/
- Die Welt:
http://www.welt.de/regionales/baden-wuerttemberg/article157888990/Musiker-blockieren-US-Zentrale-Africom.html
- Kontext Wochenzeitung:
http://www.kontextwochenzeitung.de/schaubuehne/283/mozart-gegen-drohnenmord-3852.html
- kleinere regionale Zeitungen:
http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Musiker-blockieren-US-Zentrale-Africom-301092.html#ArticlePic-gallary
http://www.zvw.de/inhalt.usa-musiker-wollen-us-kommandozentrale-blockieren.1b37fb6c-fd51-4c4e-ada4-bc8d12fc8eb3.html
http://www.esslinger-zeitung.de/region/stuttgart_artikel,-blockade-vor-dem-us-militaerstuetzpunkt-_arid,2070641.html
http://www.badische-zeitung.de/badenwuerttemberg/musiker-blockieren-us-zentrale-africom--126618129.html
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Musiker-blockieren-US-Zentrale-Africom-Protest-gegen-Drohnen;art1222894,3984269
junge Welt (vorab)
- “Ein Orchester lässt sich nicht leicht räumen”
https://www.jungewelt.de/2016/08-29/034.php
und der Aktionsbericht von Lebenslaute: http://www.lebenslaute.net/?page_id=3086
Kommentar: RE: 20160829 Blockade gegen AFRICOM
Das war wieder ein großer Durchbruch in Deutschland für die Anti-Drohnen-Kampagnen!
Die Blockade von AFRICOM in Deutschland am 29.08. war vermutlich die bisher
effektivste Blockade von einer US-Drohnenbasis überhaupt (wie auch die Ramstein
Demo im Juni in Deutschland die größte Demo gegen den Drohnenkrieg war, die
bisher in einem westlichen Land stattgefunden hat). Dies war meines Erachtens
auch die grösste Blockade eines US-Stützpunkts in Deutschland seit mindesten
2003, als Aktivistinnen den US-Militärflughafen Rhein-Main Air Base nahe
Frankfurt blockiert haben. (Zwei Jahre später hat die US-Regierung diese Basis
in 2005 geschlossen und die Tätigkeiten nach Ramstein verlegt.)
Am 29.08. haben wir alle vier Tore von AFRICOM für fast vier Stunden dicht
gemacht! Für fast vier Stunden gab es bei AFRICOM, außer für einige Fußgänger,
kein Rein- oder Rausgehen zur Verrichtung der tödlichen Arbeit. Der durch die
Blockade entstandenen Verkehrsstau erstreckte sich für über 12 km bis zum
Hauptquartier von Daimler-Benz in Stuttgart.
Leider haben die internationalen Medien gar nicht über die Blockade am 29.08.
berichtet, und es sind nur wenige bundesweite deutsche Beiträge erschienen.
E., 03.09.2016 11:12
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Created: 2016-09-01 09:57:00
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