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Im Rahmen der gerade stattfindenden Int. Studierendenwoche "ISWI 2009: Human Rights - Right now!" (ISWI 2009: http://www.iswi.org) , an der über 350 Studierende aus 89 Ländern teilnehmen, wurde gestern abend eine einzigartige Austellung unter dem Titel "a-MAZE-in Human Rights" in der Eishalle Ilmenau eröffnet.
Die Ausstellung ist ein Labyrinth mit vielen informativen Stationen zu verschiedenen Aspekten der Menschenrechte und erschütternden Dokumentationen von Menschenrechtsverletzungen verschiedenster Art in vielen Ländern - auch in Deutschland. Die Besucher können Stück für Stück die Dimension der Menschenrechte und deren Missachtung hautnah erfahren - Grenzposten mit Einbürgerungstest und drohender Ausweisung aus dem Labyrinth inklusive.
In Hunderten von Arbeitsstunden und mit tatkräftiger Unterstützung der Ilmenauer Bevölkerung enstanden, mutet das Labyrinth an wie ein Flüchtlingscamp, so dass die Eindrücke noch einmal intensiviert werden. Trotz allem arbeitet die Ausstellung keinesfalls mit reißerischen Schockeffekten, sondern bietet einen äußerst kreativen und innovativen Zugang zum Thema, der sich Jung und Alt auf Anhieb erschließt.
Bedauerlicherweise hat die Stadt verfügt, dass die Ausstellung bereits am Freitag, den 15.05.2009 schließen solle, damit die Eishalle wieder für den Sport genutzt werden könne.
Ricardo Cristof Remmert-Fontes von der "Aktion Freiheit statt Angst e.V. (i.Gr.)" (Aktion Freiheit statt Angst e.V. (i.Gr.): /) , der als Gastdozent für den Bereich "Freedom and Security" auf der ISWI 2009 referierte, fordert Umdenken: "Die Ausstellung a-MAZE-in Human Rights ist ein Beleg für die Innovationskraft in Ilmenau und kann sich im nationalen und internationalen Vergleich sehen lassen. Jeder sollte die Chance haben, diese Ausstellung zu besuchen, denn sie hilft, Vorurteile abzubauen. Und sie sensibilisiert für die Notwendigkeit eines friedlichen und konstruktiven Zusammenlebens der Kulturen und Religionen der Welt."
Die "Aktion Freiheit statt Angst e.V. (i.Gr.)" hofft, dass die Stadt Ilmenau auch die positiven Aspekte für die Tourismusregion Thüringer Wald erkennt und die Ausstellung länger geöffnet lässt oder einen neuen Ort zur Verfügung stellt. Der Tourismus in Ilmenau würde davon profitieren und Thüringen wäre um eine wundervolle Bildungseinrichtung reicher.
Die Studierendenwoche selbst ist ein einmaliger, wertvoller Beitrag zur interkulturellen Verständigung. Bedauerlicherweise aber zeigt sie auch deutlich, wie unfreundlich Deutschland mit Fremden umgeht. Viele Studierende besonders aus afrikanischen Ländern berichten über entwürdigende und diskriminierende Behandlungen bei der Visa-Antragstellung in den deutschen Botschaften Ghanas, Nigerias und anderer Länder. Teilnehmer berichten, sie fühlten sich teilweise "wie Tiere behandelt".
Menschen werden an den EU-Außengrenzen immer öfter als potenzielles Sicherheitsrisiko eingestuft und häufig wie Kriminelle behandelt. Den Grund für diese Maßnahmen liefert die allgegenwärtige Angst vor Extremismus. Dabei ist gerade der interkulturelle und interreligiöse Dialog eine der besten Waffen im Kampf gegen Extremismus und somit ein effektives Sicherheitsinstrument.
In der Tat wird der Umgang mit Fremden, gerade aus der sogenannten "Dritten Welt", in Deutschland und Europa immer restriktiver gehandhabt. Darunter leiden universelle Menschenrechte, unter anderem das Recht auf Asyl, die Reisefreiheit, das Recht auf Bildung und auf menschenwürdige Behandlung.
Die "Aktion Freiheit statt Angst e.V. (i.Gr.)" kritisiert die Flüchtlingspolitik als Teil der europäischen Sicherheitsagenda auf das Schärfste. Flüchtlinge und Besucher aus der "Dritten Welt" dürfen nicht im Kontext einer ausufernden Sicherheitsmaschinerie ihrer Menschenwürde beraubt werden.
"Es bleibt zu hoffen, dass die Studierendenwoche ISWI dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen und langfristig ein wenig dazu beiträgt, auch die tendenziell rassistische Politik in Bezug auf Flüchtlinge und Fremde zu verändern", resümiert Ricardo Cristof Remmert-Fontes.
Hintergrund:
Im Rahmen der ISWI 2009 war Ricardo Cristof Remmert-Fontes als Vertreter der "Aktion Freiheit statt Angst e.V. (i.Gr.)" als Gastdozent für den Themenbereich "Freedom and Security" eingeladen. Der Themenbereich wurde durch eine Einstiegsvorlesung "Human rights in a world of fear - in which society do we want to live?" (Präsentation zum Vortrag zum anschauen und Download) begonnen, der sich dann ein Workshop mit den Studierenden anschloss. An diesem Workshop nehmen Studierende aus der Türkei, Marokko, Ukraine, Tschechien, Niederlande, Georgien und Bosnien teil.
Themen wie Terrorismus (Definition, Ursachen, Bekämpfungsansätze), rechtsstaatliche Prinzipien (Menschenwürde, Recht auf Privatsphäre, Reisefreiheit; Verbot von Folter und Todesstrafe) wurden heiß diskutiert. Darf der Rechtsstaat beispielsweise bei dem Wissen um eine tickende Bombe einen Verdächtigen foltern oder sollte er lieber alles daran setzen, die Bevölkerung zu warnen und zu evakuieren? Welchen Wert haben unter Folter erpresste Geständnisse und ist ein Rechtsstaat noch ein Rechtsstaat, wenn er Folter erlaubt oder billigt?
Wieviel Sicherheit können wir eigentlich wirklich gewinnen, wenn wir uns selbst alle unter Verdacht stellen? Ist eine Gesellschaft der Angst noch eine freie Gesellschaft? Oder ist nicht vielmehr gerade das Beharren auf rechtsstaatliche Prinzipien und die Beschränkung staatlicher Macht das wichtigste Merkmal einer freien demokratischen Grundordnung?
Ein weiterer Workshop lief unter dem Titel "Get active - Right now! Activism in practice" und behandelte die Konzeption und Organisation von verschiedenen Formen von Protestkampagnen on- und offline. In vielen Ländern ist politischer Aktivismus lebensgefährlich, so dass es für unterschiedliche Kampagnen in verschiedenen Ländern verschiedene Konzepte geben muss.
Für die "Aktion Freiheit statt Angst e.V. (i.Gr.)" ist die ISWI 2009 aber auch eine wunderbare Chance zur internationalen zivilgesellschaftlichen Vernetzung. Der nächste Internationale Aktionstag für die Grundrechte und gegen Massen-Überwachung und Sicherheitswahn steht am 12.09.2009 an - die europäische und internationale Sicherheitsagenda wird dabei, in Zusammenhang mit dem oft tödlich endenden "Abwehrkampf gegen Flucht und Migration" an den EU-Außengrenzen eine zentrale Rolle spielen.
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Created: 2009-05-14 11:17:40
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