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22.05.2022 Digitale koloniale Ausbeutung

Gutes Gewissen allein durch Klimaschutz?

Wir wollen es hier nicht näher untersuchen, ob ein Elektroauto wirklich ein sinnvoller Beitrag für die Umwelt ist - es gibt keinen motorisierten Induvidualverkehr ohne Schadstoffe. Aber viel mehr zu kritisieren ist, wie wir unseren "klimafreundlichen" Umbau zur Zeit gestalten.

Netzpolitik.org hat deshalb mal genauer hingeschaut auf den "blutigen Fußabdruck unserer digitalen Geräte": Weder Smartphones noch Elektroautos würden ohne Kobalt funktionieren. Doch die Bergleute, die den wertvollen Rohstoff im Kongo abbauen, leben in Armut und Gefahr.

Statt auf den Kobaltabbau könnte man ebenso in die Minen für seltene Erden schauen. Doch bleiben wir beim Kobaltabbau im Kongo. Netzpolitik.org berichtet über ein Gerichtsverfahren, das zeigt, wie schwer es ist, Tech-Unternehmen wie Tesla oder Apple für Verbrechen in den Minen zur Verantwortung zu ziehen.

  • Weit verbreitete Kinderarbeit (40.000 von 225.000 Minenarbeitern),
  • gefährliche tödliche Arbeitsbedingungen, einstürzende Tunnel, fehlende Belüftung,
  • Arbeitszeiten bis zu 24 Stunden ohne jegliche Schutzausrüstung,
  • Minenarbeiter erhalten meist weniger als 2 Dollar am Tag,
  • 73 % der kongolesischen Bevölkerung (60 Millionen Menschen) leben unterhalb der Armutsgrenze, die nach Angaben der Weltbank bei 1,90 US-Dollar pro Tag liegt.

Diese schrecklichen Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen bilden nun den Hintergrund für die Klage kongolesischer Familien gegen Apple, Google, Tesla, Microsoft und Dell, die ihr Kobalt von der Brüssler Firma Umicore kaufen, der den Rohstoff von Glencore bezieht. Glencore gehören die Minen, in denen die Angehörigen der Kläger gestorben sind. Dieses vereinfachte Beispiel mach deutlich, wie wichtig ein Lieferkettengesetz wäre, welchen die Endverkäufer zwingt über Menschenrechtsverletzungen und Umweltstandards der Erzeuger Zeugnis abzugeben.

... und das Urteil?

Was ist ein solches System anderes als die Fortführung kolonialer Abhängigkeiten der Vergangenheit und die neuen Kolonialherren im Norden können sich in unermesslichem Reichtum suhlen.

Netzpolitik.org berichtet über das Verfahren:

US-Bezirksrichter Carl J. Nichols sah ihn [den Zusammenhang] nicht. Im November 2021 wies er die Klage gegen Apple, Tesla und Co. mit der Begründung ab, es bestehe kein hinreichend starker kausaler Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Unternehmen und den Verletzungen der Bergleute. „Die einzige wirkliche Verbindung“, so Richter Nichols, „besteht darin, dass die Unternehmen veredeltes Kobalt kaufen“.

Der Richter bezeichnete den Tod der Kinderarbeiter als „tragisches Ereignis ... Aber diese lange Kette von Eventualitäten, in all ihrem Auf und Ab, ist reine Spekulation und kein nachweisbarer Schaden.“

Wenn schon der Rechtsweg so ergebnislos ist, wie sinnlos sind dann Appelle an die gesellschaftliche Verantwortung der großen Hersteller. Nur ein Umdenken bei den Nutzern und Käufern dieser blutigen Geräte kann etwas ändern. Das Lesen der Serie über "digitalen Kolonialismus" bei netzpolitik.org ist ein erster Schritt zum Bewußtwerden über diese Tatsachen.

Mehr dazu bei https://netzpolitik.org/2022/reihe-ueber-digitalen-kolonialismus-der-blutige-fussabdruck-unserer-digitalen-geraete/


Kategorie[21]: Unsere Themen in der Presse Short-Link dieser Seite: a-fsa.de/d/3nC
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Tags: #Umwelt #Nachhaltigkeit #Klage #Apple #Tesla #Microsoft #Dell #Kobalt #Kongo #Arbeitsbedingungen #Kolonialismus #Sklaverei #Ausbeutung #Lieferkettengesetz
Erstellt: 2022-05-22 08:41:57
Aufrufe: 661

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