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16.08.2021 We came, we shoot, we lost

Vergessen ist keine Lösung!

"Man sagte, Ozeanien sei nie mit Eurasien verbündet gewesen. Er, Winston Smith, wußte seinerseits, dass Ozeanien noch vor nicht länger als 4 Jahren mit Eurasien verbündet gewesen war. Aber wo war dieses Wissen verankert? ... Wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten - dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit."

Winston Smith, Mitarbeiter im Wahheitsministerium, in George Orwell's "1984"

"Nein, Kabul heute ist nicht Saigon 1975" verkünden die Medien. Die Menschen hängen nicht an den Kufen der letzten Hubschrauber, sie klammern sich an die Gangways der noch abflugbereiten Flugzeuge und die Flagge der US Botschaft wurde vom Botschaftspersonal und nicht von gegnerischen Kämpfern eingeholt.

"Das Schreddern der Dokumente in den westlichen Botschaften darf nicht mit dem gleichen Tun der STASI 1989 verglichen werden, denn hier geht es ja um wichtige Staatsgeheimnisse."

Was bleibt?

Die USA haben über eine Billion US Dollar in Afghanistan gelassen - keine Angst Falken, davon haben die Taliban und die afghanische Bevölkerung nur wenig bekommen, mehr als 90% flossen an die Rüstungskonzerne in die USA zurück.

Die Bundesrepublik hat zwischen 27 und 35 Milliarden Euro "für unsere Freiheit am Hindukusch" ausgegeben. Jede/r von uns hat also mit mindestens 350 Euro diesen Krieg unterstützt! Aber selbst diese Zahl ist nicht transparent überliefert.

Sicherer ist dagegen, dass wir 3,4 Milliarden in die dortige Infrastruktur inverstiert haben. U.a. wurden von Deutschland 1400km Straßen finanziert auf denen nun die Taliban schneller nach Kabul reisen konnten. 20 Jahre Krieg wurden in 20 Tagen ad absurdum geführt!

2020 übergab die Bundeswehr Waffen für 72 Millionen Euro an das afghanische Militär. Dieses hat nach mehrjähriger Ausbildung und Ausrüstung samt aller westlichen Waffen innerhalb von Tagen die Seiten gewechselt oder ist einfach verschwunden. Allein in Kandahar konnten die Taliban 40 Hubschrauber "übernehmen" - sie kamen sicherheitshalber trotzdem auf Motorrädern nach Kabul.

Was bleibt noch?

17.000 Übersetzer und weitere andere Hilfskräfte der westlichen Militärs sind weiter in Afghanistan und werden gnadenlos ihrem Schicksal überlassen, obwohl seit Monaten über ihre Visa zwischen deutschem Außen- und Innenministerium "verhandelt" wird. Dazu kommen noch Unzählige Afghanen, die von gemeinnützigen Organisationen im Land versucht haben demokratische Strukturen aufzubauen oder in der kargen Medienlandschaft tätig waren.

Unsere Beziehungen zu Pakistan und arabischen Emiraten, den wenigen Unterstützern der Taliban bleiben dagegen weiter gut. Im Vietnamkrieg konnte man wenigstens noch argumentieren, das die "bösen Chinesen und die Sowjetunion" Schuld wären.

Erinnert sich noch jemand, dass die Taliban als Mudschahidin (Kämpfer) 1979 von den USA zum Kampf gegen die sozialistische Regierung Nadschibullah  aufgebaut und finanziert wurden, um der Sowjetunion in Mittelasien Paroli zu bieten. Der Hollywood-Schinken "Der Krieg des Charlie Wilson" ist eine kurzweilige Beschreibung darüber.

In den 20 Jahren von 2001 bis heute haben dadurch 3500 US Soldaten in Afghanistan ihr Leben verloren, die Zahl der afghanischen Opfer kann nur geschätzt werden.

Was läuft falsch?

Ach ja, wir haben vor 20 Jahren das falsche Land überfallen: Die Attentäter von 9/11 waren alle Saudis und Osama Bin Laden versteckte sich (angeblich) im afghanischen Grenzgebiet zu Pakistan und wurde dann mitten in Pakistan gestellt und ... - das Schreddern wird langsam zum Dauerzustand. Aufklärung war nicht gewollt.

Facebook als neues Wahrheitsministerium? Der Präsident hatte nicht einmal den Mut, seinen Rücktritt in Kabul zu verkünden, das tat er aus dem Ausland über Facebook.

Wie das NATO-Bündnis diesen teuren und fehlgeschlagenen "Einsatz" weit entfernt vom "Nordatlantik" verkraften wird, muss die Zukunft zeigen. Wir vermuten mal, dass Vergessen und Verdrängen als übliche Taktik eingeschlagen wird. Gelernt hat das Militär jedenfalls nicht, wenn man bedenkt, dass sich seit einem Monat Schiffe der Bundeswehr auf dem Weg zu Inseln im Pazifik befinden, der auch weit vom "Nordatlantik" entfernt ist.

In dem Zusammenhang fällt uns das Grundgesetz ein - und der Regierung auf die Füsse. Gibt es für einen "Ausflug nach China" ein Mandat des Bundestags?

Auch das Mandat für die Rückholaktion in Kabul soll "im Nachhinein" vom Bundestag eingeholt werden. Ist das rechtens? Hat niemand von den Strategen der Bundeswehr vorher Planungen für den Rückzug gemacht?

Alle unsere Artikel zu Afghanistan https://www.aktion-freiheitstattangst.org/cgi-bin/searchart.pl?suche=Afghan&sel=meta


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Erstellt: 2021-08-16 08:56:27


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