Zwänge zur Nutzung digitaler Geräte
Seit dem letzten Herbst beschäftigen wir uns mit dem Begriff "Zwangsdigitalisierung" und meinen damit die Zwänge zur Nutzung digitaler Geräte, um unseren Alltag zu bewältigen. Gesünder durch Digitalisierung? haben wir letzten September gefragt, nachdem der Gesundheitsminister uns die ePA, die elektronische Patientenakte, zum 1.januar 2021 schmackhaft machen wollte. Auch dieses Projekt hat, wie die eGK, die "elektronische" Gesundheitskarte nichts als Milliardenkosten erzeugt, der Betriebsstart wurde erstmal auf den 1.7.21 verschoben.
Doch es sind nicht nur die unnötigen Kosten für den Steuerzahler, die uns stören. Die Zwangsdigitalisierung greift in unseren Alltag ein und bestimmt, was wir dürfen und wie wir es machen müssen. In unserem Artikel vom Januar haben wir für die verschiedenen Lebensbereiche Beispiele zusammengestellt.
Auch Digitalcourage hat eine Seite zu dem Thema aufgemacht und sammelt dort die Erfahrungen zu den alltäglichen Zwängen.
- Die Bank verlangt für das Nutzen der Kreditkarte, dass man sich eine App installiert, die es noch dazu nur bei den Datenkraken Google oder Apple gibt?
- IKEA verlangt für „Click and Collect“ Ihre Postadresse, obwohl Sie die Sachen am Laden abholen wollen?
- Ins Bürgeramt darf man nur noch rein, wenn man die Luca-App installiert hat?
- Die Bahn schafft ihre Automaten ab und man erhält Tickets nur noch Online oder per App?
- Der Arbeitgeber verlangt von Ihnen, ein Google-Konto einzurichten?
- Die Hausaufgaben und Schulinfos Ihres Kindes werden nur noch per WhatsApp kommuniziert?
- Die Waage verlangt, einen Login in einer App zu eröffnen, um das Gewicht zu speichern?
Bereits diese wenigen Beispiele sind haarsträubend, insbesondere, wenn sich darunter auch staatliche Stellen befinden. Wie kann ein Bürgeramt eine Luca-App verlangen, wenn die Corona Warn App mit 86 Millionen aus dem Steuersäckel finanziert wurde? Wie kann eine Behörde die Nutzung einer so unsicheren App verlangen? Und wie kann überhaupt eine Behörde, die den Bürgern dienen soll, eine App verlangen, wenn der Mensch auch einen entsprechenden Beleg auf Papier mit sich führen kann und dies auch will?
Dass die Pflicht zur Nutzung von WhatsApp in Schulen absolut unzulässig ist, haben schon verschiedene Datenschutzbeauftragte verlauten lassen (Laxer Umgang mit Schülerdaten , Kultusminister verbietet Facebook ). Und über die "Probleme" bei Online Tools in Schulen gibt es auch genügend ("Ein organischer Lebensraum wurde einfach abgetötet" , Digitalpakt darf nicht zur Shoppingtour verkommen ).
Schwieriger ist es mit den Zwängen, die die Internetgiganten, wie Facebook, Google, Amazon, Apple, Microsoft und in der Folge dann Einkaufsketten, wie IKEA u.a. uns aufzwingen. Theoretisch hat man die Wahl NEIN zu sagen, aber die Verlockungen in Form von Rabatten und Gutscheinen ist groß. Aber stets wird der Rabatt kleiner sein als der Gewinn für diese Unternehmen - sonst würden sie es nicht tun!
Und damit ist deren Gewinn unser Verlust an Privatsphäre oder direkt an Geld, wenn wir uns durch das Füttern ihrer Datenbanken künftig besonders gut ausnehmen lassen ...
Also: wer weiter Beispiele zum Digitalsierungszwang kennt, füttert die Seite bei Digitalcourage oder schreibt uns an kontakt@aktion-fsa.de
Mehr dazu bei https://aktion.digitalcourage.de/digitalzwangmelder
Kommentar: RE: 20210605 Zwangsdigitalisierung zum Dritten
Ins Bürgeramt darf man nur noch rein, wenn man die Luca-App installiert hat?Das ist nicht wahr, oder?
De., 05.06.21 10:27
RE: 20210605 Zwangsdigitalisierung zum Dritten
Interessant wäre vielleicht der Vergleich USA - Europa. Als Laie auf dem Gebiet kann ich mich nur in Vermutungen ergehen:
USA: Der Ausgangspunkt der Entwicklung: Nerds entwickeln in "garage" neue Produkte und Geschäftsmodelle. Dazu eine vitale Szene privater Finanzgeber, wenig bürokratische Einschränkungen am Anfang und mobile Arbeitskräfte. Mit der Zeit entwickeln sich riesige Konzerne, die die Gesellschaft zunehmend in den (Würge-)griff nehmen. Die Entwicklung ist marktgetrieben, vor allem durch die consumer-Märkte.
Europa: Verspäteter Anschluß an die Entwicklung, wobei der consumer-Bereich gegenüber dem öffentlichen Sektor einen Vorlauf hat. Die Politik und der öffentliche Sektor reagieren mit einer Mischung aus obrigkeitsstaatlicher Wichtigtuerei, Naivität und fachlicher Inkompetenz. Es geht dabei auch um den Versuch, ein bürokratisches Modernisierungsprogramm auf den Weg zu bringen und das Gelingen desselben zur nationalen Schicksalsfrage zu erklären. Corona hat das prototypenartig gezeigt.
Be., 05.06.21 10:51
RE: 20210605 Zwangsdigitalisierung zum Dritten
wow, tolle Übersicht! Danke dafür.
He., 05.06.21 12:08
RE: 20210605 Zwangsdigitalisierung zum Dritten
Gerade, als die Digitalisierung in den 90er-Jahren Einzug in die Haushalte begann (schon mit Windows am PC) war die Privatisierungswelle in vielen Ländern und auch in D voll im Gange. Weil sich gerade die "reichen" Staaten verzockt hatten und für kritische Infrastruktur nichts mehr übrig hatten. Also musste verkauft werden. Privat- und Großunternehmen mit Gewinnabsicht haben ganz andere Ziele als ein Staat. Wenn sich Behörden immer noch mit Emails schwer tun, und lieber Papierbriefe versenden (weil angeblich seriöser, warum nicht lieber Keilschrift in Tontafeln, hält noch länger?) und lieber Zettelwirtschaft bei Corona-Nachverfolgung betreiben, dann zeigt das mangelndes Bewusstsein für Pragmatismus und die wirklichen Probleme. Lieber reden wir ein Jahr lang über strengen Datenschutz bis es zu spät ist und überlassen das Feld dann doch der Privatwirtschaft.
Aber wir schützen ganz sicher die Bevölkerung vor Cannabis, da sind sich plötzlich alle einig.
Ähnlich verhält sich die Misswirtschaft bei der Bundeswehr.
Aufgrund von Spießigkeit und Selbstgefälligkeit kann der Staat seine wichtigsten Aufgaben immer weniger erfüllen.
Richtig schade.
Bl., 05.06.21 13:33
RE: 20210605 Zwangsdigitalisierung zum Dritten
mit kleinen Schritten soll sich der Bürger immer weiter an die Überwachung gewöhnen und sie eines Tages sogar lieben, wie das zum Teil in China der Fall ist.
Ow., 05.06.21 13:55
n der Tat ist an dieser Stelle schon oft über die zunehmende Zwangsdigitalisierung geschrieben worden. Die Telhabe am gesellschaftlichen Leben ist leider schon oftmals nicht mehr ohne Besitz eines Smartphones möglich. Schon jetzt geht es fast nur noch mit Online-Buchung ins Museum, in den Zoo usw. Obwohl ich bereits 2 x geimpft bin, sollte ich mich beim Einkauf am Freitag entweder in eine Liste eintragen oder ich könne mit der Luca-App hinein.Auf den Einkauf habe ich verzichtet. Aber es geht schon lange kein Roller-, Fahrrad- oder Auto- Mieten ohne App. Die Liste über den Zwang zur Digitalisierung ist schon sehr lang. Die obige Übersicht zeigt das schon sehr gut. Leider kann man bei digitalcourage die Beispiele so nicht eintragen. Aber der Verein sammelt vielleicht für den nächsten Big Brother Award? Bin gespannt, wie lange es dauert, bis ich gezwungen bin, mir ein Smartphone anzuschaffen.
RE: 20210605 Zwangsdigitalisierung zum Dritten
Ti., 06.06.21 11:28
RE: 20210605 Zwangsdigitalisierung zum Dritten
Immer häufiger werden wir in digitale Anwendungen gedrängt. Die Verwendung der stümperhaft programmierten Luca-App wird sogar als Weg aus der Corona-Pandemie zelebriert. Ihre Nutzung würde damit Voraussetzung zur Teilnahme am öffentlichen Leben. Wir sprechen uns gegen Digitalzwang aus und sammeln Beispiele. Dafür gibt es ab sofort den Digitalzwangmelder.
Wir sammeln die Fälle, werten sie aus und nutzen die Informationen, um wirksamer gegen Digitalzwang vorzugehen.
Melde uns Digitalzwang und teile Deine Erfahrungen!
https://digitalzwangmelder.de
Warum ist Digitalzwang überhaupt ein Problem? Es fängt damit an, dass dabei oft sehr viele Daten erhoben werden. Dadurch wird unser Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ausgehöhlt. Mehr dazu in unserem Blogartikel „Es muss nicht alles digital sein“: https://digitalcourage.de/blog/2021/digitalzwangmelder
Wir vertrauen nur Apps, die unsere sieben Kriterien erfüllen:
Digitalcourage e.V., 06.06.21 16:29
RE: 20210605 Zwangsdigitalisierung zum Dritten
Danke für den Kommentar von Digitalcourage e.V. mit dem Hinweis auf den Blogartikel. Stimme dem voll zu. Digitalzwang habe ich schon vielfach erlebt. Gerade der 2. Teil des Artikels macht deutlich, wo das Problem des Digitalzwangs liegt. Beim Digitalzwangmelder habe ich das Problem, wozu noch etwas melden, was nicht schon längst bekannt. Ich will gerne dabei helfen, den Blogartikel bekannt zu machen.
Ti., 06.06.21 10:03
Kategorie[34]: Zwangsdigitalisierung Short-Link dieser Seite: a-fsa.de/d/3gg
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Erstellt: 2021-06-05 08:55:32 Aufrufe: 1298
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