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09.01.2020 Biometrische Fotos künftig nur in der "Amtsstube"

Pass-Fotos künftig teurer mit mehr Wartezeit

Nur noch "Staatsbedienstete Fotografen" sollen künftig die biometrischen Fotos für Pass und Ausweis machen dürfen - und dafür mehr Geld verlangen als übliche private Fotografen. So sieht es ein Gesetzentwurf von Innenminister Seehofer vor. Der Verband der Berufsfotografen läuft dagegen Sturm, weil viele Fotografen damit eine wichtige Einnahmequelle verlieren werden.

Wir laufen dagegen Sturm, weil wir schon immer gegen die Einführung von biometrischen Fotos und deren Speicherung auf RFID-Chips in den Dokumenten waren. Noch mehr waren wir gegen die vor eineinhalb Jahren eingeführte Nationale Datenbank für biometrische Fotos  auf die jede Sicherheitsbehörde herab bis zum Ordnungsamt zugreifen darf. 2003 bei der Einführung biometrischer Fotos wurde noch versprochen, diese nur auf den Ausweis zu drucken und nicht "im Amt" zu lagern.

Nun sind wir also überwachungstechnisch so weit, dass sie nur noch unter "Amtsaufsicht" erstellt werden und sie uns auf dem Weg zur Ausweiserstellung auch nicht in die Hand gegeben werden. Woher kommt dieses Mißtrauen des Staates gegenüber seinen Bürgern?

950 Fälle von Ausweismissbrauch sind vom Bundesinnenministeriums 2019 gezählt worden. Wie hoch daran der Anteil der Fotomanipulationen ist, die der Gesetzesvorschlag verhindern will,  sagt die Statistik nicht. Selbst wenn wir, völlig überschätzt, 50% annehmen, so ist dies bei 4 Millionen Ausweisen und etwa halb so vielen Pässen pro Jahr unter der Promillegrenze völlig vernachlässigbar. Insbesondere dann, wenn man nur einem kleiner Teil dieser Manipulationen eine kriminelle Absicht unterstellen kann.

Die öffentliche dargestellte Veränderung des Bildes der Peng!-Kollektives und  Aktivistin Billie Hoffmann zu einem Morph mit dem Bild der Außen- und Sicherheitsbeauftragen der Europäischen Union, Federica Mogherini, diente jedenfalls nur dem Zweck auf die Unsicherheit von biometrischen Fotos hinzuweisen. Die Fragwürdigkeit von Gesichtserkennung haben wir schon oft, zuletzt bei dem gescheiterten Versuch am Berliner Bahnhof Südkreuz, thematisiert. Gesichtserkennung ist nur bei weißen Männern "zuverlässig" , das haben Untersuchungen in vielen Ländern bestätigt. Das liegt im wesentlichen an den Software-Entwicklern und den von ihnen genutzten Testfotos, sollte aber derzeitig alsTatsache akzeptiert werden.

Unser Augenmerk liegt weiter auf dem schleichenden Grundrechtseingriff, der bereits bei der Verpflichtung zu biometrischen Fotos entstand und der mit der Speicherung in einer landesweiten Datenbank große Gefahren erzeugt hat. Niemand kann künftig, ohne Gefahr zu laufen nachträglich identifiziert zu werden, an Versammlungen und Kundgebungen teilnehmen - unsere Grundrechte werden ohne Not unzulässig eingeschränkt.

Mehr dazu bei https://netzpolitik.org/2019/passfotos-nur-noch-unter-aufsicht/
und https://www.nw.de/nachrichten/politik/22659883_Pass-Fotos-nur-noch-im-Amt-und-teurer-wird-es-auch.html


Kommentar: RE: 20200109 Biometrische Fotos künftig nur in der "Amtsstube"

as Ministerium begründet das mit mehr Sicherheit. Mittels „Morphing“ könnten Fotos heute so manipuliert werden, dass mehrere Porträtaufnahmen zu einer verschmolzen würden. Die Folge: Mit einem solchen Pass „kann nicht nur der Passinhaber, sondern unter Umständen auch eine weitere Person, deren Gesichtszüge im Passbild enthalten sind, den Pass zum Grenzübertritt nutzen“, heißt es in dem Gesetzesentwurf.
Hmm aber das ist doch kein neues Phänomen, das ging doch schon als Passbilder nicht einmal biometrisch optimiert waren. Klar früher als Fotografie noch analog war und Bildbearbeitung keine Selbstverständlichkeit, da war das noch aufwändig (aber auch schon möglich). Aber seit wann gibt es GIMP2? Seit 2004 also spätestens seit dem kann jeder "morphen" und Kriminelle mit kriminellen Absichten, die kriminelle Dinge tun und dabei ggf. sogar Geld verdienen, die können das schon viel länger, denn die kaufen sich auch für 1000 Mark eine Lizenz von Photopaint oder so.
Mein Anliegen beim Manipulieren von Fotos wäre im Übrigen nicht, dass möglichst viele Leute meinen Pass benutzen können, sondern dass die Biometrie-Daten möglichst nicht mit meinem echten Gesicht übereinstimmen, aber eine Überprüfung durch eine Person (z.B. Polizeibeamte) eine Übereinstimmung erbringt.
Vorteil: Man wird nicht in automatischen Kameraüberwachungen identifiziert, kann seinen Ausweis aber dennoch normal benutzen.

Ar., 09.01.20 17:10


Kategorie[21]: Unsere Themen in der Presse Short-Link dieser Seite: a-fsa.de/d/37f
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Erstellt: 2020-01-09 09:54:37
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