Die "freie Entfaltung" und das Gemeinwohl
Heute hat uns ein lesenswerter Artikel bei Telepolis angeregt den Bereich unserer Kernthemen zu verlassen. Vor zwei Wochen, Ende Juli hatten wir nach dem Global Footprint Network den Welterschöpfungstag, d.h. wir hatten zu diesem Zeitpunkt so viele Ressourcen von der Erde beansprucht, wie alle Ökosysteme im gesamten Jahr erneuern können.
Das beinhaltet
- die Land- und Wasserfläche,
- die Photosynthese, also die Umwandlung von Sonnenenergie in Biomasse, die die Grundlage des Lebens bildet
- alle verbrauchten ökologischen Ressourcen wie Wasser, Land, Pflanzen, Holz und saubere Luft.
Wir tun aber so als hätten wir derzeit 1,75 Erden zur Verfügung. Das erste Jahr, in dem der globale Ressourcenverbrauch die Reproduktion überschritten hat, soll 1970 gewesen sein. Wir wissen das und tun es trotzdem - was sagt die Wissenschaft, insbesondere die Volkswirtschaftslehre, dazu?
Das neoliberale Wirtschaftsmodell, welches nach 1990 so tat, als habe es als einziges Recht gehabt, wurde endgültig zum "Herrschenden". Die grundlegende Idee darin war und ist
der Markt wird es richten - das beruht auf der Annahme, dass es in wirtschaftlicher Hinsicht eine unsichtbare Hand gibt, die Individuen, die nur ihren eigenen Gewinn im Kopf haben, von dieser (unsichtbaren Hand) so geleitet werden, dass sie dem gemeinsamen Wohl am besten dienen.
Die Folgerung aus dieser (nach unserer Ansicht schon religös anmutenden) Grundannahme ist, dass individuell getroffene Entscheidungen auch in einem beliebig komlizierten Gesamtsystem tatsächlich die besten Entscheidungen für eine gesamte Gesellschaft seien. Also sollte ein völlig "freies" kapitalistisches System möglichst völlig ohne Regulierung und Verbote existieren.
So weit die "Theorie" - wir wissen, dass das aus diesem Wirtschaftssystem entstandene Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) alles andere als regulierungs- und verbotsfrei ist. Abgesehen davon waren die Folgen "individueller Entscheidungen" oft genug Ursache für Unterdrückung und Kriege, die nie zum "Guten für die Gesellschaft" geführt haben.
Doch zurück zum Welterschöpfungstag - das ganze bürgerliche neoliberale Wirtschaftsmodell versagt und wird noch unmenschlicher, wenn sich die Individuen nicht mehr ungehindert ausleben können, weil die Ressourcen dafür bereits verbraucht sind.
Was nun? Krempeln alle Universitäten ad hoc ihre Lehrpläne um? Zu beobachten ist bisher nur, dass dem neoliberalen Wirtschaftsmodell kleine Schnörkel in Fom von "Leitplanken" und "Grenzen" angeheftet werden. Wie wäre es mit einer wirklichen Anaylse im Sinne eines Gemeinwohls für die 99% ...
Mehr dazu bei https://www.heise.de/tp/features/Die-Tragoedie-des-Wohlstands-der-Nationen-4499847.html
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Tags: #Grundrechte #Menschenrechte #Wirtschaftssystem #Individuum #Mehrheit #Gemeinwohl #Welterschöpfungstag #GlobalFootprintNetwork #Neoliberalismus #Regulierung #Wachstum
Erstellt: 2019-08-19 08:20:04 Aufrufe: 921
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