Die "Intelligenz" greift um sich *)
Alle wollen nur unser Bestes - nämlich unsere Daten. Wollte uns und die Kanzlerin gestern der BDI für die Digitalisierung begeistern, so haben wir heute bei Telepolis das "intelligente Bett" gefunden.
Im Bett will ich nur schlafen, da gibt es nichts über mich zu erfahren. Weit gefehlt!
Miteinander vernetzte Sensoren, Roboter, Geräte, Dinge und Systeme , die automatisiert und sich an den Nutzer anpassend verhalten, sammeln eine Unmenge an Daten und diese geben Einblick in das Leben der Bewohner in einem Smart Home. Während die Schlaf-Apps, die "nur" den Schlaf überwachen und optimieren sollen, indem Herzfrequenz, Bewegung, Schlafphasen und Geräusche erfasst werden, sammeln Smart Beds noch viel mehr Daten. Liegt das Smartphone mit der App noch neben dem Bett oder unter dem Kopfkissen oder am Arm wie bei einem Fitnessband, so legt man sich im Smart Bed oder auf eine intelligente Matratze und schläft im Schoß von Big Brother, der den Schlafenden beobachtet.
Was ist dazu im Angebot?
- Die Matratzen von Eight Sleep
registriert die Körpertemperatur regelt die angenehmste Betttemperatur
registriert Körperbewegungen und das Atmen während des Schlafens
erzeugt weißes Rauschen für schnelleres Einschlafen
dient gleichzeitig als Wecker
kann Licht, Heizung/Kühlung, Kaffeemaschine, Fernseher, Jalousien, ... steuern - Die Betten von Sleep Number
registrieren Herzschlag, Atmung und Bewegungen
die Matratzen können härter oder weicher eingestellt werden, bei Doppelbetten auch unterschiedlich
auch die Temperatur lässt sich getrennt regeln
bei Schnarchern kann das Kopfkissen bewegt werden, um die Lage des Kopfes zu verändern
auch hier können Daten über Bewegung, Ernährung, Temperatur, Tagespläne u.a. ausgewertet werden, "um den Schlaf zu verbessern"
Da wir keine Werbung für diese Geräte machen wollen, beenden wir die Produktvorschau. Möchte man wirklich in einem Bett schlafen, welches wie Telepolis schreibt, genau beobachtet, wie man schläft, ob man Sex hat oder masturbiert, betrunken wegsackt oder beunruhigt ist, ob man sich hin- und her wälzt, schlecht schläft, glotzt, spielt etc.
Fest steht, dass die gesammelten Daten zusammen mit Namen und Adresse höchst interessant für Pharmafirmen, Krankenkassen und für Hacker und Kriminelle sind. In den Nutzungsbedingungen steht nur, dass die Daten anonymisiert weitergegeben werden können. Kein Nutzer kann sich jedoch sicher sein, wo seine Daten gespeichert werden und wer darauf Zugriff hat.
*) Nachtrag zur Überschrift: Warum wir die "Intelligenz" von dummen Datensammelern in Anführungszeichen schreiben, erläutert der Beitrag "Kritik zur Bezeichnung Künstliche Intelligenz" von letzter Woche.
Mehr dazu bei https://www.heise.de/tp/features/Orthosomnia-Wenn-das-intelligente-Bett-immer-mehr-ueber-den-Schlaefer-weiss-4439420.html
Kategorie[21]: Unsere Themen in der Presse Short-Link dieser Seite: a-fsa.de/d/33z
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Erstellt: 2019-06-19 07:29:12 Aufrufe: 997
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