Aktionswoche zur Unterstützung der Streikenden bei Amazon
Arbeitshetze, "flexible" Arbeitszeiten, Niedriglohn und Überwachung - dagegen wollen die Beschäftigten bei Amazon vor Weihnachten durch Arbeitsniederlegungen aufmerksam machen. Dazu ruft die Gewerkschaft verdi unterstützt durch das „Make Amazon Pay“-Bündnis auf. In Leipzig und in Berlin am Savignyplatz wird es dazu heute Demonstrationen zur Unterstützung der Streikenden geben.
Seit fast vier Jahren kämpfen bei Amazon Beschäftige für die Anerkennung ihrer Forderungen gegenüber der Unternehmensleitung. Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um einen Tarfivertrag, ein paar Euro mehr Lohn, sondern um krankmachende Arbeitsbedingungen, entwürdigende Kontrolle und Respektlosigkeit seitens des Managements. Amazon ist dabei Vorreiter einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zunehmender Entsicherung, verschärfter Ausbeutung und umfassender Überwachung.
makamazonpay.org schreibt in ihrem Aufruf dazu:
Die Tyrannei der panoptischen Fabrik
Leistungsverdichtung und körperliche Langzeitschäden prägen die Arbeitssituation in den Amazon-Werken. Amazons lernende Lagersoftware gibt Tempo und Ablauf aller Arbeitsschritte vor und übernimmt damit die „Steuerung“ der Beschäftigten, die zu Werkzeugen reduziert werden: Sie erkennen Signale, scannen Waren, greifen, heben, schieben, laufen – 20 km pro Tag, 200 Päckchen jede Stunde. Algorithmen (Computerprogramme) erfassen zugleich alle Bewegungen, erstellen individuelle Leistungsprofile und errechnen Durchschnittsproduktivitäten – eine total-überwachende (panoptische) Fabrik, in der die permanente Erfassung und Bewertung zu psychischem Druck und Stress führt.
„Wir sind Maschinen, wir sind Roboter. Es ist, als würde man sich selbst an einen Scanner anschließen. Wir denken nicht selber. Vielleicht trauen sie uns es nicht zu, dass wir als menschliche Wesen denken können.“ (Amazon-Mitarbeiter, Wales)
Durch den immensen Fluss an Echtzeit-Daten kann Amazon die Leistung seiner Mitarbeiter bis ins Detail überwachen. Doch es kommen noch perfidere Methoden zum Einsatz: Per Feedback-App sind Mitarbeiter*innen dazu angehalten, sich permanent gegenseitig zu bewerten und anonym beim Chef anzuschwärzen. Intrigen sind an der Tagesordnung. Das „schlechteste“ Mitglied eines Teams droht am Jahresende ersetzt zu werden.
Zur Bekämpfung des überdurchschnittlich hohen Krankenstandes von bis zu 20% führte Amazon an einigen Standorten eine „Anwesenheitsprämie“ ein – nicht für jede Mitarbeiter*in einzeln, sondern in Teambewertung. Abteilungen, die in der Summe weniger Krankheitstage auf dem Negativkonto haben, erhalten einen Bonus von 70-150 Euro je Mitarbeiter*in monatlich. Das ist nicht nur Gift für das Arbeitsklima. Es negiert auch Krankheit als normalen Bestandteil des (Arbeits-)Lebens, insbesondere in Folge einer monotonen und einseitigen Arbeitsbelastung.
Wir sehen auch in dieser Beschreibung einen Bezug zu unserem Bericht über den Einstieg in "automatisierte" Kriege, denn auch wenn die Automatisierung hier nur Bruchteile von "künstlicher Intelligenz" enthält, so bedroht sie die Gesundheit und letztlich die Existenz der bei Amazon arbeitenden Menschen.
Mehr dazu bei https://makeamazonpay.org/2017/11/15/24-11-berlin-10-uhr-savignyplatz-block-black-friday/
und https://makeamazonpay.org/aufruf/
und http://www.taz.de/Amazonstreik-geht-in-die-naechste-Runde/!5463577/
und https://www.aktion-freiheitstattangst.org/events/2111-20171124.htm
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Erstellt: 2017-11-24 09:27:56 Aufrufe: 1558
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