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01.10.2017 Die Vermessung des Volkes

Je höher der Score desto attraktiver der Kunde

Senioren, die im Münchner Villenviertel Bogenhausen in Einfamilienhäusern wohnen und sich für Luxusgüter interessieren? 1 053 Adressen, inklusive Briefanrede, macht 694,98 Euro, 66 Cent pro Stück – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/28509076 ©2017

Die Berliner Zeitung berichtet über den alltäglichen Datenhandel:

"Was darf es denn sein? Senioren, die im Münchner Villenviertel Bogenhausen in Einfamilienhäusern wohnen und sich für Luxusgüter interessieren? 1 053 Adressen, inklusive Briefanrede, macht 694,98 Euro, 66 Cent pro Stück.

Oder wie wäre es mit Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern von 18 bis 45  in Hochhäusern, die gerne im Versandhandel shoppen und ein Faible für Gewinnspiele haben? Bitteschön,  229 Adressen, 377,85 Euro."

So einfach geht das - und wo kommen die Daten her? Von unserer Freigiebigkeit und Arglosigkeit ...

Allein das Unternehmen Schober Information Group in Ditzingen bei Stuttgart "besitzt" 58 Millionen Privatadressen, dazu zehn Milliarden Merkmale, Wohnumfeld, Neigungen, Hobbys, Interessen, alles in allem 17,6 Billionen Gigabyte - und die werden tagtäglich verkauft an Unternehmen, die damit ihre Werbung platzieren.

Die Informationsdatenbank der Bertelsmann-Tochter AZ Direct  enthält Profildaten zu 40 Millionen Haushalten, 70 Millionen Verbrauchern, 20 Millionen Gebäuden, und mehr als 6 000 soziografischen oder psychografischen Merkmalen. Im Katalog von AZ Direct im Internet kann Jede/r wählen: Adressen von „jungen Spendern“ in „stabilen Vermögensverhältnissen“, Kunden des Kindermodehändlers Vertbaudet,  von Lesern  katholischer Zeitungen, „passiven Älteren“, Happy-Size-Trägerinnen.

"Verkauft" - das hört sich an, als ob etwas von einer hand in eine andere gegeben wird. Datenerschöpfen sich aber nicht, sie können beliebig oft kopiert und dabei "verkauft" werden. Das ist eine unerschöpfliche Quelle des Reichtums.

Damit lässt sich endlich eine Frage aus unserer Alex TV Sendung "Überwachung durch Unternehmen" beantworten: Was steckt hinter den unglaublichen Unternehmenswerten der IT-Giganten, wie Facebook, Google. ...

Zurück zu unserer Freigiebigkeit und Arglosigkeit - manche Angaben lassen sich beim Surfen im Web nicht vermeiden. Wir müssen uns mit einer neuen Adresse anmelden, ein Abonnement abschließen oder mit der Kreditkarte zahlen. Oft geben Menschen aber freiwillig Auskunft, indem sie an Preisausschreiben teilnehmen, bei Umfragen mitmachen sich für Gratisproben oder Rabattaktionen registrieren.

Kein Unternehmen auf der Welt will etwas verschenken - der Kunde wird dafür zahlen. Sind die Menschen selbst schuld, weil sie die Nutzungsbedingungen nicht richtig lesen? Es ist wohl eher die "Schlauheit der Firmen", sie so lang zu machen, dass sie keiner richtig liest.

Nun kann man sagen: wenn beide Seiten gewinnen - ok das ist Marktwirtschaft. Aber die Kategorisierung der Menschen wird immer heftiger - und das führt zu Diskriminierung und Manipulation, denn nicht nur die Preise sind verschieden je nach Kunde.

Fake News - ich hör dir trapsen! Damit laufen wir Gefahr nicht nur Geld sondern unseren freien Willen zu verlieren.

So hat die CDU für den Bundestagswahlkampf von Deutsche Post Direkt eine Potenzialanalyse gekauft, andere Parteien greifen auf ähnliche Leistungen zurück, um "ihre Kampagnen zu optimieren".

Auch ein (fast unmöglicher) völliger Rückzug aus dem digitalen Leben nützt nichts mehr, denn die Datensammler arbeiten intensiv an der Verknüpfung von Online- und Offlinedaten. Wir werden auch in Geschäften von "intelligenten" Videoüberwachungssystemen erkannt, beurteilt und einsortiert ...

Mehr dazu bei http://www.berliner-zeitung.de/politik/datenhandel-die-vermessung-des-volkes-28509076
und Aktion Freiheit statt Angst bei Alex TV Überwachung durch Unternehmen
und "Intelligente" Videoüberwachung bei Post und Real 


Kategorie[21]: Unsere Themen in der Presse Short-Link dieser Seite: a-fsa.de/d/2Qa
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Erstellt: 2017-10-01 09:08:56
Aufrufe: 1591

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