Die »Cryptographische Cafeteria« ist ein didaktisches Spiel für Lehrerinnen und Lehrer bzw. Schülerinnen und Schüler, das von Linda A. Bertram im Lexikon zur Internetsicherheit und Verschlüsselung »Nomenclatura« vorgestellt wurde. Danach ist per Zufallsverfahren oder durch einfaches Blättern in dem Lexikon ein Begriff daraus seitens einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern in einem Referat zu erläutern und zu präsentieren. Die Referat-Teams können ihre Begriffe ähnlich der Auswahl von Snacks in einer Cafeteria auch untereinander nach einem festgelegten Algorithmus verhandelnd tauschen.
Dieses lässt sich auch im Informatik-Unterricht von Schulen anwenden und auch anpassen auf ein Analysieren und Vorstellen der über zwei Dutzend hier beispielhaft vorgestellten Programme und Werkzeuge zur Verschlüsselung. Jeweils mit dem inhaltlichen Fokus von WHAT-HOW-WHY: Für welchen Zweck wird das Programm eingesetzt? Wie bzw. mit welchen kryptographischen Funktionen erhöht dieses Werkzeug oder Programm die Sicherheit im Internet? Und welchen Mehrwert bringt es welchen Nutzerinnen und Nutzern im Vergleich zu einem anderen Programm? Warum sollte es im Rahmen einer No-Plain-Text-Strategie eingesetzt werden?
Lernende lernen nicht nur die theoretischen Hintergründe, sondern auch ganz konkret den Umgang mit dem Computer und seinen verschlüsselnden Programmen kennen und erhalten Einblick zu den Prozeduren, wie Schlüssel-Austausche oder eben die Nicht-Übertragungen von Schlüsseln funktionieren.
Gleichwohl erfordert es, das Lernen in den Fächer »Angewandte Kryptographie« und »Architektur, Entwicklung und Anwendung von Software-Applikationen« in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für naturwissenschaftliche Fächer und Informatik in der Schule stärker zu berücksichtigen, und diese digitalen Werkzeuge ebenso an den Hochschulen und Universitäten sowie berufsbegleitend zu erlernen.
Um Wissen, Kompetenzen und Erfahrung im Bereich der Informationstechnologie und Kryptographie ebenso leicht zu verbreiten wie das Wissen rund ums Kinderkriegen, bedarf es aktueller Arbeitsmaterialien, Bücher und Laptops – sowie entsprechende Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schülern eine solche Leseunterlage mal mit in die »Cafeteria« oder ihr Zimmer bringen bzw. anderen ausleihen. Oder auch im virtuellen Hybrid-Unterricht zwischen Tafel und Tablett vorstellen.
In diesem Sinne: Eine Software-Applikation nicht nur testen, sondern auch anderen vorstellen oder gar selbst kompilieren und weiter entwickeln!
Quelle: Tenzer, Theo - Sonderausgabe mit einem Vorwort von "Aktion Freiheit statt Angst e.V.": Open-Source Verschlüsselung - Quell-offene Software zur Demokratisierung von Kryptographie, Schutz vor Überwachung, Norderstedt 2024, ISBN 9783757853150.