31.10.2011: Schülerbefragung verletzt Datenschutz
Das Büro der LandesSchüler*innenVertretung Berlin hat nach dem Abschluss der KFN-Studie "Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt" festgestellt:
Die LandesSchüler*innenVertretung Berlin kritisiert den Inhalt und die Art der Durchführung der Studie "Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt" des Kriminologischen Institutes Niedersachsen (KFN), die am 19.10.2011 vorgestellt wurde. Bei der Befragung sollten ca. 5.000 Schüler_innen von Berlin Stellung beziehen zu solchen Fragen wie Gewalt in der Familie und in der Schule, Religionszugehörigkeit, politische Ausrichtung und allgemeine Schulfragen. Bei der Befragung gab es erhebliche Datenschutzverstöße und Missachtungen der notwendigen Einwilligungen der Eltern. Erst nach massiven Protesten von Schüler_innen und Eltern wurden die individuellen Schülernummern aus den Klassenbüchern nicht mehr kopiert und zusammen mit den Fragebögen erfasst. Dadurch waren eventuelle Zuordnungen von bestimmten Aussagen möglich.
Eine Umfrage unter 3000 Neuntklässlern kann nicht für die gesamte Berliner Jugend repräsentativ sein. Wir finden auch die Fragen zur politischen Weltanschauung und Arbeit, sowie zu Erfahrungen und Selbstbegehung von Straftaten unhaltbar, da die Befragten die Tragweite ihrer Antworten nicht erkennen können.
Die Studie hat nur einen wissenschaftlichen Anstrich, wird doch nach Methodik aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gearbeitet und bedient und reproduziert rassistische Denkmuster. Von der Sonderbefragung Kinder »teilweise Nicht-Deutscher-Herkunft« bis zur Untersuchung krimineller Neigungen bestimmter konstruierter ethnischer, religiöser und kultureller Gruppen hat es den sogenannten Forschern an Dreistigkeit nicht gefehlt. Das spiegelte sich auch in der Präsentation der Studie wider. Deshalb weist die LSV Berlin ganz entschieden solche Formulierungen bei der Präsentation der Studie zurück, nach denen Jugendliche, die im christlichen Glauben verhaftet sind, vor Gewaltbereitschaft geschützt seien und muslimischer Glauben die Gewaltbereitschaft befördere.
Der Senat von Berlin muss die Verantwortung für diese Studie übernehmen, da er sie in Auftrag gegeben hat. Die über 100.000 Euro für diese Studie hätte sich Berlin sparen können, denn das es in Berliner Schulen Gewaltpotenzial gibt und hohe Frustration die zum sogenannten »Schulschwänzen« führt ist nichts Neues. Und das ist nicht durch Studien zu verändern, sondern durch eine umfassende Veränderung des Bildungssystems.
Quelle: Büro der LandesSchüler*innenVertretung Berlin
Anmerkung: Aktion Freiheit statt Angst e.V. kann der LSV nur beipflichten. Wir waren bei der Vorstellung der Studie anwesend und haben uns mit ähnlicher Kritik in der anschließenden Pressekonferenz zu Wort gemeldet. Unsere Kritik ist in der Presseerklärung "KFN-Studie zu Jugendkriminalität mit gravierenden Datenschutzverstößen durchgeführt" vom 18.10.2011 zusammen gefasst. Wir unterstützen seit 18 Monaten den Berliner Runden Tisch gegen die Studie.
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Erstellt: 2011-10-31 08:39:21 Aufrufe: 5216
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